Warum beim WIG-Schweißen Absaugung ein Muss ist

von Florian George verfasst am 27.01.2023 07:55:26
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Das WIG-Schweißen gilt als sehr sauberes Schweißverfahren, da in der Regel wenig bis keine Schweißdämpfe während des Arbeitens aufsteigen. Doch der Schein trügt. Auch wenn die Schweißrauchentwicklung nur gering ist, gilt es, die Gefahren beim WIG-Schweißen nicht zu unterschätzen. Denn es spielen noch weitere Faktoren eine Rolle, die eine WIG-Absaugung nahelegen.

Missverständnis des sauberen Schweißverfahrens

Das WIG-Schweißverfahren kommt häufig dann zum Einsatz, wenn es um qualitativ hochwertige und oft sichtbare Schweißnähte geht, z.B. bei der Verarbeitung von Edelstahl oder Aluminium. Im Vergleich zum MIG/MAG-Schweißverfahren ist das WIG-Schweißen ein eher langsames Verfahren, das gleichmäßigere Schweißnähte und weniger Schweißspritzer erzeugt. In Folge dessen entsteht eine vergleichsweise geringe Schweißrauchbildung während des Prozesses. Dies führt zu der häufig irreführenden Aussage, dass WIG-Schweißen ein „sauberes“ Verfahren ist und weniger Schutzmaßnahmen erforderlich sind.

Doch neben der Menge der Schweißrauchentwicklung müssen auch noch die verwendeten Zusatzwerkstoffe, das Grundmaterial der zu verschweißenden Werkstücke und die Wahl der Wolframelektrode betrachtet werden, um sich ein komplettes Bild von den Gefahren beim WIG-Schweißen zu bilden und sinnvolle Schutzmaßnahmen wie z.B. eine WIG-Absaugung zu ergreifen.

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Grundmaterial und Zusatzwerkstoffe – Gefahr durch krebserzeugende Gefahrstoffe

Wie bereits erwähnt, kommt das WIG-Schweißverfahren häufig zum Einsatz, wenn es um das Schweißen von rostfreiem Stahl (Edelstahl) geht. Chrom und Nickel sind dabei die häufigsten Legierungsbestandteile bei allen Edelstahlgruppen. Beim Schweißen werden diese Elemente in Nickeloxid und Chrom(VI)-Verbindungen umgewandelt, die neben Atemwegsreizungen und Schädigung des Nervensystems sogar Krebs verursachen können. Ein W3-zertifiziertes Absauggerät ist daher beim Schweißen von hochlegierten Stählen unabdingbar, um den Schweißer vor schwerwiegenden gesundheitlichen Gefahren zu schützen.

Zusätzlich zum Grundmaterial können auch Zusatzwerkstoffe zum Einsatz kommen, um beispielsweise eine besonders gute Korrosionsbeständigkeit der Schweißnaht zu erzeugen. Diese sind häufig ebenfalls hochlegiert und enthalten Chrom und Nickel, was wiederum die gefährliche Exposition von Nickeloxid und Chrom(VI) für den Schweißer erhöht.

Die folgende Tabelle zeigt, welche Schweißrauchklasse für welche Art von Legierung angemessen bzw. notwendig ist, so dass Sie das passende Absauggerät für jede Schweißarbeit finden können:

Schweißrauchklasse Abscheidegrad (%)
Verwendung für
 W1 ≥ 95

Unlegierter Stahl, legierter Stahl mit Legierungsbestandteilen z. B. Ni und Cr, niedrig legierter Stahl, x ≤ 5 %

 W2 ≥ 98 Wie W1, zusätzlich legierter Stahl mit Legierungsbestandteilen
z.B. Ni und Cr (5 % ≤ x ≤ 30 %)
W3 ≥ 99 Wie W2, zusätzlich legierter Stahl mit Legierungsbestandteilen
z.B. Ni und Cr (hochlegiertet Stahl mit x ≥ 30 % Ni-Basislegierungen)

Tabelle 1: Einteilung der Schweißrauchklassen

Die Wolframelektrode beim WIG-Schweißen

Thoriumhaltige Wolframelektroden kommen heutzutage nur noch selten beim WIG-Schweißen zum Einsatz und das zu Recht. Denn thoriumhaltige Elektroden haben radioaktive Eigenschaften. Sie setzen beim Anschleifen radioaktive Stäube frei und beim Schweißen entsteht Rauch, der Thoriumoxid enthält. Durch das Einatmen dieser Emissionen besteht die Gefahr einer internen Strahlenexposition. Gerade beim WIG-Schweißen mit Wechselstrom, was häufig bei Aluminium-Werkstoffen zum Einsatz kommt, wäre die Exposition mit Thoriumoxid nicht mehr zu vernachlässigen.

Werden aus zwingend technischen Gründen noch thoriumhaltige Wolframelektroden eingesetzt, muss besonders beim Schweißen und beim vorherigen Anschleifen der Elektroden auf eine entsprechend ausreichende Absaugung und Entsorgung der Schleif- und Schweißstäube geachtet werden.

Generell sollte man allerdings zu Wolframelektroden ohne radioaktive Eigenschaften greifen. Die Auswahl an Wolframelektroden mit anderen Oxidzusätzen ist groß. Eine Übersicht aller Wolframelektroden und für wen sie geeignet sind, finden Sie in unserem Blogartikel: Praxis-Tipps Schweißen: Wolframelektroden 

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Ozon und Reflexionen als weitere Gefahrenquelle beim WIG-Schweißen

Beim WIG-Schweißen ist die Belastung mit Ozon höher als bei anderen Schweißverfahren. Das liegt daran, dass hier meist Materialien wie Aluminium oder Edelstahl geschweißt werden. Diese blanken Oberflächen reflektieren UV-Strahlung im Vergleich zu Schwarzstahl, der in der Regel im MIG/MAG-Verfahren geschweißt wird, sehr stark, so dass es nicht nur in unmittelbarer Nähe der Schweißstelle zur Ozonbildung kommt, sondern auch darüber hinaus in einiger Entfernung. Ozon bildet sich durch die UV-Strahlung des Lichtbogens aus dem Sauerstoff der Luft und wird laut TRGS 905 (Technische Regel für Gefahrstoffe) als krebserregend eingestuft. Es sollte daher nicht vom Schweißer eingeatmet werden. Da sich UV-Strahlen bei geringerer Schweißrauchbildung besser ausbreiten können, besteht beim WIG-Schweißverfahren eine stärkere Gefahr durch Ozonbildung als beispielsweise beim MIG/MAG-Schweißverfahren, wo die Schweißrauchentwicklung wesentlich stärker ist. Eine Punktabsaugung an der Entstehungsstelle mittels Absaugbrenner ist hier die sicherste Alternative.

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Darum ist beim WIG-Schweißen Absaugung ein Muss

Insgesamt erscheinen die Gefahren beim WIG-Schweißen auf den ersten Blick eher gering, weshalb sie häufig unterschätzt werden. Doch betrachtet man die hier genannten Aspekte, erkennt man, dass eine WIG-Absaugung wichtig für den effektiven Schutz des Schweißers ist. Es gibt viele Möglichkeiten, um Schweißrauch oder andere Emissionen zu entfernen wie z.B. Absaughauben oder zentrale Absauganlagen. Der sicherste Weg ist und bleibt die Entfernung von Rauchgas und allen weiteren Emissionen an der Entstehungsstelle durch Punktabsaugung. Hier gibt es in der Zwischenzeit genauso hoch entwickelte Absaugbrenner für das WIG-Schweißen wie für das MIG/MAG-Schweißen.

Der leichte, handliche xFUME TIG® Absaugbrenner von ABICOR BINZEL verfügt über eine kombinierte Keramik-Schutz- und Absaugdüse, die mit ihrem schlanken Frontend jederzeit eine gute Sicht auf den Schweißprozess sicherstellt und durch seine Form für perfekte Zugänglichkeit sorgt. Weiterhin kann durch verschiedene Verschleißteil-Ausstattungen die Anpassung an jede Schweißaufgabe erleichtert werden.

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Der Schutz und die Gesundheit des Schweißers stehen immer an erster Stelle. Daher sollte auch beim WIG-Schweißen Absaugung ein Muss sein. Mit dem xFUME TIG® Absaugbrenner geht das sogar ohne spürbare Einschränkung bei der Handhabung.

 

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Themen: Gesundheit & Sicherheit, Trends & Technik, WIG, Schweißrauchabsaugung