Automatisiertes Schweißen: So minimieren Sie Schweißfehler

von Jörg Ehling verfasst am 04.08.2020 10:08:51
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Welder_sitting_on_a_pipeDer Träger auf dem Hallenboden scheint unendlich. Der Rücken schmerzt schon beim reinen Gedanken daran, die nächsten Stunden in immer dergleichen Haltung schweißen zu müssen. Position einnehmen, ansetzen, losschweißen, absetzen, nachrutschen. Dass mit der Zeit die Schweißnaht nicht mehr ganz so gut ist wie am Anfang, ist leider nicht vermeidbar. Oder vielleicht doch? Automatisiertes Schweißen schafft Abhilfe … für schlechte Schweißnahtqualität von langen, sich wiederholenden Schweißaufgaben, für Schweißfehler, aber auch für Eintönigkeit und schmerzende Gelenke.

Weniger Nacharbeit, weniger Kosten

Schweißfehler passieren in der Fertigung immer wieder. Bei jedem Schweißverfahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie öfter vorkommen, ist mit steigender Monotonie und Belastung für den Körper erhöht. Je länger ein Schweißer in einer – oft zwanghaften – Position schweißen muss, desto stärker wirkt sich diese Belastung auf das Ergebnis der Schweißnaht aus. Die Folgen sind kostspielige Nacharbeiten, denn je nach Aufwand ist der Schweißer für den nächsten Auftrag blockiert. Außerdem leidet auch die Optik, wenn Schweißnähte beispielsweise mit einer Bürste, einer Flex oder sogar mit einem Fugenhobler nachgearbeitet werden müssen. Je nach Qualitätsanspruch kann es zusätzlich zu Reklamationen kommen.

Automatisiertes Schweißen reduziert den Aufwand für teure Nacharbeiten, weil Schweißfehler von vornherein auf ein Minimum reduziert werden. Außerdem entlastet automatisiertes Schweißen den Schweißer selbst.

Automatisierung: KMUs unter Druck

Der starke automatisierte Wettbewerb auf dem Markt zwingt Unternehmen dazu, immer günstiger und in immer schnellerer Zeit größere Stückzahlen zu produzieren. Viele Klein- und mittelständische Unternehmen (KMUs) suchen nach Lösungen für ihre Schweißverfahren, um diesem stetig wachsenden Druck standzuhalten. So geht es auch denjenigen, die bisher nur Handschweißer beschäftigt haben und nun an einem Punkt angelangt sind, dass sich im Prozess etwas ändern muss. Automatisiertes Schweißen bietet vielfältige Lösungen und Möglichkeiten – einerseits, um den Schweißer zu entlasten und andererseits, um den hohen Qualitätsanspruch an die Werkstücke erfüllen zu können.

Allerdings wird automatisiertes Schweißen nicht von allen Beteiligten positiv gesehen, denn es wird oft in direkte Relation mit einem Roboter gesetzt.

Angst vor Jobverlust nehmen

Jede Veränderung wird erst einmal mit Skepsis betrachtet. Soll sich ein Handschweißer plötzlich mit automatisiertem Schweißen auseinandersetzen, entsteht meist erst einmal Ablehnung: „Soll ich hier jetzt ersetzt werden?“ Die Einführung von Automatisierung in Schweißprozesse ist oft mit Ängsten um den Arbeitsplatz verbunden. Selbst wenn der Betrieb nicht sofort in Industrie-Roboter bzw. Roboter-Anlagen investiert, weil die Losgrößen noch zu klein sind oder die Prozesse dieses nicht erlauben, ist die Angst vor Jobverlust da. Es liegt nun in der Hand der Verantwortlichen, die Befürchtungen in Überzeugung umzukehren.

Was ist automatisiertes Schweißen?

Automatisiertes Schweißen heißt ja nicht, dass ganze Handschweißarbeitsplätze durch Roboterzellen ersetzt werden. Automatisiertes Schweißen bedeutet vielmehr, dass der Handschweißer technische »Helferlein« bekommt, die ihn in seiner Tätigkeit unterstützen. Das kann beispielsweise ein Cobot zum Schweißen sein, mit dessen Hilfe kleine und mittlere Losgrößen mit sich wiederholenden Abläufen schneller und effizienter geschweißt werden können. Das kann eine mechanisierte Brennerführung sein, die mit einem optischen Nahtführungssensor versehen dafür sorgt, dass der Schweißbrenner exakt die Spalte findet und die Naht dort setzt, wo sie hingehört. Das kann ein Rohrschweiß-Cobot sein, der sogar dicke Rohre bis 1,50 m Durchmesser schnell und höchst präzise schweißt. SpoolWeldingRobot-NOVARC-weld-seam-control-on-screenGenauso kann es auch ein Schweißtraktor sein, in den ein Schweißbrenner eingespannt wird, der für den Schweißer eine lange Kehlnaht schweißt, do dass die Qualität am Ende der Stecke dieselbe ist wie am Anfang.

Es gibt noch weitere solcher wertvollen »Helferlein« für automatisiertes Schweißen und sie alle haben eins gemeinsam: Sie ersetzen den Schweißer nicht! Das umfassende Know-how des Schweißers ist nach wie vor gefragt und kann in Kombination mit automatisiertem Schweißen sogar noch gezielter genutzt werden.

Mittlerweile gibt es auch die Möglichkeit, automatisiertes Schweißen mit integrierter Schweißrauchabsaugung zu kombinieren – die neuen Robo-Absaugbrenner von ABICOR BINZEL beispielsweise haben durch ihre kleine Bauform fast keine Beeinträchtigungen mehr in Sachen Zugänglichkeit. Somit ist auch der Gesundheitsschutz von allen Mitarbeitern, die ebenfalls in der Produktionshalle arbeiten, garantiert.

Vier wesentliche Vorteile des automatisierten Schweißens:

  • Ermöglicht effizientere Produktion ohne Einbußen von Arbeitskräften
  • Garantiert gleichbleibende Qualität der Schweißnaht
  • Verringert die Nacharbeit und minimiert Schweißfehler
  • Bietet Arbeitserleichterung für den Schweißer bei monotonen Schweißarbeiten und schafft Freiraum für individuelle Aufgaben

ROBiPAK _0802_b_smallMensch und Maschine – zwei, die sich verstehen

Wir werden die Augen nicht mehr verschließen können vor der Automatisierung. Mensch und Maschine – sprich Automatisierung – werden in Zukunft näher zusammenrücken, so auch im automatisierten Schweißen. Das Handling eines Automaten, der den Menschen in seiner Tätigkeit unterstützt, ist ein wesentlicher Punkt, um vom Anwender akzeptiert zu werden.

Wir müssen die Türen öffnen für automatisiertes Schweißen. Dann sind wir effizienter in der Produktion, bleiben wettbewerbsfähig und können die Arbeitskraft sowie das Wissen der Mitarbeiter gezielter nutzen.

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Themen: Roboterschweißen